Hallo Freunde,
Hier nun der komplette Bericht zu meiner Panne in Spa. Vielleicht hilft es, dass diese Panne nicht noch einmal jemanden passiert.
Zuvor eine kleine Erklärung um was es geht: Der Motor ist im Stahlrahmen hinter dem Monocoque Links und rechts oben auf Gummilager aufgehängt. Damit hängt er im Rahmen wie wenn man ein Kleinkind unter den Armen Aufhebt. Damit er nicht nach vorne oder hinten schwingt, ist er ganz unten noch zusätzlich durch eine Pendelstütze gehalten, als wenn jemand die Füsse des Kleinkindes unten festhält. Die Pendelstütze ist auf der einen Seite auf einer Querstrebe ganz unten hinter dem Monocoque in der Mitte des Autos angebracht und verläuft längs nach hinten bis unterhalb des Motorblocks und ist dort mit 2 Schrauben an den Block angeschraubt. Die Kräfte, die auf diese Strebe wirken sind ziemlich gross, denn der Motor wird so nach hinten gespannt, also wie wenn man die Füsse des Kindes von vorne nach hinten schiebt und so innehält.
Nun der Verlauf der Panne:
1. Einer der beiden schrauben, die die Pendelstütze am Motorblock befestigt löst sich und vibriert sich schliesslich weg. Der genaue Zeitpunkt dieses Geschehens ist nicht bekannt.
2. Die verbleibende Schraube bricht weil die Kraft, die auf sie einwirkt nun zu gross wird. Das passiert ziemlich genau eine Runde vor der endgültigen Panne. Da mein Mikro im Motorraum ist, wurde das aufgezeichnet. Man hört genau den dumpfen Schlag bei Sekunde 11.
3. Der Motor ist nun nicht mehr durch die Pendelstütze gehalten und bewegt sich nun frei nach vorne und hinten. Durch das Beschleunigen und Entschleunigen, pendelt der Motor immer wieder hin und her (zirka 5 cm). Dabei drückt er auf die faustgrosse Wasserpumpe die für den Ladeluftkühlerkreislauf verantwortlich ist und zwischen Motor und LLK befestigt ist.
4. Die Wasserpumpe bricht und lässt die Kühlflüssigkeit auslaufen. Das muss in der folgende Runde zwischen Banchimont und Zielschikane passiert sein, sonst wäre ich schon in Blanchimont abgeflogen ;-).
Die Folge der Panne:
1. Die ausrinnende Kühlflüssigkeit fliesst links und rechts beim Unterboden auf die Strasse genau vor den Hinterreifen.
2. Beim Anbremsen auf die Schikane, blockieren kurz die Hinterreifen wegen dem Gripverlust (im Video bei Sekunde 43)
3. Dreher beim Einlenken in die Haarnadelkurve nach Start/Ziel (im Video bei 1:03). Der Herr im grauen Lotus ist zwar sehr nett, aber seine Gestik war mir leider unverständlich und somit bin ich, zwar etwas behutsamer aber doch, einfach weiter gefahren.
4. Schliesslich der Dreher in Eau Rouge (im Video bei 1:36)
Nach 2 Dreher wusste ich, auch ohne Fremdhilfe, dass der Wagen irgendetwas hatte. Ich bin aber eher von einem Reifenschaden links hinten ausgegangen, bis ich dann beim Halten den Kühlwasserverlust gesehen habe.
Die Reparatur:
1. Neue Wasserpumpe (Standard AUDI Teil)
2. 2 neue Schrauben
3. 3 Liter Kühlflüssigkeit
4. 3 Stunden Arbeit
Da der Hauptkühlwasserkreislauf nur indirekt betroffen war, ist dem Motor nichts passiert. Von den 11 Litern haben schliesslich nur 3 gefehlt.
Ihr fragt Euch bestimmt auch warum sich die eine Schraube gelöst hat. Leider wird es dazu keine Antwort geben. Es ist nur bedauerlich, dass sie beim letzten Service sichtlich nicht kontrolliert wurde.
Fazit:
1. X-BOW's sind wahrscheinlich die zuverlässigsten Trackcars, die es gibt. Aber da wir unsere Autos doch recht zügig bewegen, müssen wir uns bewusst sein, dass wir sie (fast) wie im Renneinsatz beanspruchen.
2. Angesichts Punkt 1, sollten wir bei der Wartung auch auf einem höheren Niveau liegen. Das heisst nach jedem Einsatz, denn Wagen checken. Das geht am besten beim Reinigen. Einfach schauen, dass alles fest ist, dass keine Schraube fehlt, das sich nichts verstellt oder verschoben hat, ob die Betriebsflüssigkeiten und Verschleissteile noch in Ordnung sind, usw. Ein oder zweimal in der Saison sollte man den Unterboden abbauen und auch dort kontrollieren, dass alles passt. Einmal im Jahr mindestens sollte er sowieso zum Service. Bis auf letzteres, kann man das alles auch selber machen.
3. Wenn man einem Kollegen auf der Piste sagen möchte, dass er ein Problem am Auto hat, dann sollte man deutliche Zeichen geben. Der Verlust von Betriebsflüssigkeit ist mit einem sofortigen Stopp verbunden. Eine entsprechende Gestik wäre somit angebracht (siehe Streckenposten am Ende des Videos). Trotzdem will ich mich beim netten Herrn im Lotus bedanken, denn seine Gesten haben trotzdem dazu geführt, dass ich die Eau Rouge sehr vorsichtig angegangen bin.
4. Alles ist glimpflich verlaufen, aber auf einer anderen Rennstrecke (z. B.: Nordschleife) wären es wahrscheinlich mehr als nur ein paar hundert Euro Schaden gewesen.
Und hier nun das Video dazu:
TCJhZprdtxg
LG
Stephan