Motoröl für on und off-track?

  • Hat vielleicht jemand hier einen Tipp wie man das Motoröldilemma beim BWA-Motor umgehen kann?

    Laut KTM Handbuch ist das 5W30 Pfilcht, VW Spezifikation 504 00. Wird Rennstrecke gefahren rät mein Händler mir zum 10W60 das anscheinend auch freigegeben ist.


    Nun möchte ich aber zu 95% im normalen Strassenverkehr, auch mal bei kälteren Temperaturen, fahren, und ab und zu auch mal Trackdays. Bisher hatte ich in all meinen Autos das Mobil1 0W40 drin, doch das rät KTM auf Nachfrage meines Händler ab das es keine Freigabe hat.


    Wie macht ihr das mit dem Motoröl? Kennt jemand ein 0W40 das die VW Spezifikation erfüllt?

  • Hallo!


    Motoröldilemma gibt es keines beim TFSI Motor, sondern nur ein Ölwechselintervalldilemma. Ölspezifikationen sind diesem Motor auch egal denn niemand von uns denkt bei diesem Motor auf 0,5% Krafststoffeinsparung, welche mit dünnen Ölen erreicht werden soll. Wichtig ist die Viskosität und vollsynthtisch soll es sein. Denn praktisch alle vollsynthetischen Öle der Viskositätsklassen 5W-50, 10W-60 sind Benzin- und Dieselturbo getestet & geeignet. Die 0W-40 Viskosität und somit Kaltstarttauglichkeit bis -42°C braucht in unseren Breitengraden und beim KTM Xbow sowieso NIEMAND!


    Rate beim Einsatz auf Strasse und Rennstrecke, oder generell beim Xbow zu 5W-50, dass gibts von Castrol, Valvoline, Mobil usw... Wichtig dabei ist, egal bei welchem Öl, häufig das Öl zu wechseln, damit die Kolbenringe sauber bleiben und nicht verkoken und die Verdampfungsverluste niedrig bleiben. Diese Verdampfungsverluste sind mit frischem Öl deutlich niedriger, als mit lange gebrauchten Öl. Der reine Rennstrecken Einsatz soll mit 10W-60 betrieben werden.


    Mit verkokten Kolbenringenringen (also nicht mehr ganz freigängig) gibts dann im Laufe der Zeit durch die anhaftende Ölkohle (schleift) das sogenannte und gefürchtet "Borepolishing", d.h.Glanzstellenbildung und Taschenbildung auf dem Honbild der Zylinderlaufbahn. In diesen Taschen sammelt sich das Öl und der Kolbenring kann wegen der Tasche/Vertiefung das Öl nicht mehr ganz abstreifen und es gelangt dann mehr Öl in den Brennraum, als bei einem "gesunden" Motor. Das wiederum führt dann zu mehr Ölverbrauch (Verbrennen des Öles).

    Lange Öleinsatzdauer führt außerdem zu höheren Verdampfungsverlusten, welche sich dann in schnelleres Verkoken der Einlassventile/Kanäle der Direkteinspritzermotoren niederschlagen.


    Neues Öl neutralisiert, spült und reinigt gut. KEINE HokusPokus Ölzusätze verwenden. KEINE verlängerten Ölwechselintervalle.

    Bei normalen Gebrauch einmal im Jahr oder ~5000km das Öl wechseln, bei Rennstreckeneinsatz (Öltemperatur >130°C) nach jedem, oder max jeden 2. Trackday.


    PS: Die 5W-30 Viskosität ist die erste Fuelsaver Viskosität der Hersteller, dann folgt 5W-20 und 0W-20.


    VG Chris


    Auf dem Foto des Kolbens sieht man schön die verkokten Ölrücklaufbohrungen im Ölabstreifring. Das kommt von zu langen Ölwechselintervallen, also lt. Hersteller. VW/Audi hat zwar im Lauf der Jahre die Geometrie dieses Ringes geändert. Es wurde "besser", aber der durchschlagende Erfolg blieb aus. Nona, wenn das Übel im Intervall zu suchen ist.



    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Macky 25 ()

  • Vielen Dank, Chris, für die sehr ausführliche und kompetente Antwort. Da hat jemand Ahnung.


    Es ist schon irgendwie erschreckend, wie sensibel die VAG Motoren und deren Kolbenringe sind. So oft Ölwechsel? Krass!

    Mein 92er Civic vtec (Sauger mit 8400 u/min) bekommt seit über 25 Jahren nur alle 4 Jahre einen Ölwechsel, ist viele Bergrennen gefahren und ich musste noch nie Öl nachfüllen...


    Ich werde dann ein 5W50 wählen, das löst mein Problem, danke für den Tipp! 👍


    Soweit vorhin noch gelesen habe sollte man auch aufpassen, kein Spritspar-Öl mit reduzierter HTHS zu kaufen (High-Temperature-High-Shear-Viskosität), kann bei sportlichen Motoren große Probleme bereiten.

  • Ich fahre Liqui Moly 10W60, ein in Deutschland produziertes Öl.

    80% fahre ich auf dem Track.

    Ich habe zuvor schon mit dem Sauger mit bis zu 9000 rpm im Lotus gute Erfahrung damit gemacht.

  • Ja wie gesagt, ist für den normalen Gebrauch nicht die Viskosität entscheidend, sondern der Wechselintervall. Die Direkteinspritzmotoren würden auch mit einem vollsynthetischen 5W-30 sauber bleiben, wenn alle 10.000km gewechselt wird.


    Für reinen Rennstrecken-Gebrauch ist ein 10W-60 sehr gut passend.

    Für den Straßen-Gebrauch oder den gemischten Betrieb, sind der Hydrostössel zuliebe und der schnelleren Durchölungszeit des Motors beim Kaltstart, ist ein 5W50 vor zuziehen.

  • Die Motoroelwahl ist in erster Linie abhängig vom Motor selbst. Quervergleiche mit anderen Motoren sind sinnfrei. Die Grundviskosität wird durch die Schmierstellen definiert, man kann das dann gut sehen wie sich der Oeldruck über die Drehzahl entwickelt.

    Der Temperaturbereich ist dann das, was man individuell eher auswählen kann. Auf dem Track ist der Motor praktisch nur in Volllast unterwegs, er wird sehr warm, das muss das Oel abkönnen, wobei das alle freigegebenen Oele problemlos können.


    Wählt man ein zu dickes Oel, kann man durchaus auch Schmierprobleme bekommen, denn man hat weniger Druck an den Schmierstellen, zum einen bläst die Oelpumpe früher ab und man hat einen grösseren Druckverlust in den Leitungen. Am Ende kommt weniger Druck an den Lagern an, wobei das wahrscheinlich immer noch dicke reicht.


    Greetz